bag if: Aktuelle Situation in Inklusionsbetrieben
Im Jahr 2025 zeigt sich auch bei den Inklusionsbetrieben in Deutschland eine angespannte wirtschaftliche Situation. Um die Ursachen und Folgen besser zu verstehen, wurde eine bundesweite Befragung dieser Betriebe durchgeführt. Die Ergebnisse zeichnen ein vielschichtiges Bild: Neben erheblichen finanziellen und personellen Belastungen werden auch einzelne positive Entwicklungen und neue Chancen sichtbar.
Ausgewählte Ergebnisse
- An der Umfrage haben Inklusionsbetriebe aus allen Bundesländern teilgenommen. Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Hessen, Sachsen Thüringen, Berlin und Schleswig-Holstein sind am häufigsten vertreten.
- Ebenso sind die für Inklusionsbetriebe wichtigsten Branchen vertreten: Industriedienstleistungen, Gastronomie, Hotel, Gemeinschaftsverpflegung, Lebensmitteleinzelhandel, Grünbereich, Gebäudereinigung, Wäscherei und Bau-Handwerk. Nach wie vor sind viele Betriebe in mehreren Branchen tätig.
- 55 % der 321 Inklusionsbetriebe hatte 2024 Umsätze unter 2 Mio €; 35 % unter 1 Mio €. Dass es sich bei den Inklusionsunternehmen überwiegend um KMU handelt belegt auch die Tatsache, dass 66 % der teilnehmenden Unternehmen weniger als 50 Mitarbeitenden beschäftigt.
- Die Auswertung der Umfrageergebnisse zeigt, dass die Mehrheit der Betriebe ihre Auftragslage als „neutral“ bis „gut“ einschätzt (Mittelwert 3,27 von 5), wobei nur ein kleiner Teil von einer sehr schlechten oder sehr guten Situation berichtet.
- Trotzdem ist die wirtschaftliche Stabilität vieler Unternehmen fragil: Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, dass die Ausgaben schneller steigen als die Einnahmen, was ein zentrales Risiko – insbesondere vor dem Hintergrund des steigenden Mindestlohns bzw. der ansteigenden Tariflöhne und der notwendigen Investitionen in anstehende Struktur- und Transformationsprozesse – für die Existenz der Betriebe darstellt.
- Ein gravierender Mangel an Fach- und Arbeitskräften ist nach wie vor ein zentrales Problem. Besonders schwierig ist die Rekrutierung von Mitarbeitenden mit Schwerbehinderung, was die Erfüllung der gesetzlichen Quoten erschwert.
- Zunehmende bürokratische Vorgaben, lange Bearbeitungszeiten bei Ämtern und neue Berichtspflichten binden wichtige Ressourcen und erschweren den betrieblichen Alltag.
- Zusammenfassend berichten nur 42% aller befragten Unternehmen, dass ihr Unternehmen nicht gefährdet ist, bzw. nur in einzelnen Punkten (wie z. B. Kostensteigerungen und Bürokratie) vor Herausforderungen steht.
Quelle
Methodik
Veröffentlicht: 26. September 2025
Datenstand: September 2025
Methodische Hinweise: Die Inklusionsbetriebe wurden vom 1. bis zum 22. September 2025 befragt. Insgesamt haben 394 Betriebe teilgenommen. Für die Auswertung wurden ausschließlich die 321 vollständig ausgefüllten Fragebögen berücksichtigt, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten.
Die Befragung wurde von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Inklusionsfirmen (bag if) e.V. und ihrem Tochterunternehmen, der FAF gGmbH, initiiert und in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Münster, der N-Bank, Schneider Organisationsberatung, dem LWL und KVJS durchgeführt.