IW-Report: Menschen mit Behinderungen im Homeoffice
Die IW-Studie untersucht, wie sich das Homeoffice für Menschen mit und ohne Behinderungen in Deutschland und einigen angelsächsischen Ländern durch die Pandemie entwickelt hat.
Ausgewählte Ergebnisse
- Die Anteile der Erwerbstätigen, die wegen der COVID 19-Pandemie von zuhause arbeiten, stiegen weltweit rapide an – auch die Anteile der Menschen mit Behinderungen, allerdings nicht so stark wie bei den Erwerbstätigen ohne Behinderungen.
- Waren beispielsweise in Deutschland vor der Pandemie im Jahr 2019 nur 12,9 Prozent aller Erwerbstätigen im Homeoffice, so stieg der Anteil im ersten Pandemiejahr 2020 um 8 Prozentpunkte auf 20,9 Prozent. Auch bei den Erwerbstätigen mit einer anerkannten Behinderung gab es einen Sprung. Allerdings betrug dieser nur 7 Prozentpunkte, und die Werte lagen auf einem niedrigeren Niveau: 9,4 Prozent im Jahr 2019 und 16,5 Prozent im Jahr 2020.
- Grund für den schwächeren Anstieg der Werte ist vor allem die im Durchschnitt geringere Eignung der Berufe oder Tätigkeiten der Beschäftigten mit Behinderungen für das Homeoffice: Im OECD-Durchschnitt eigneten sich im Jahr 2019 nur 34 Prozent aller Berufe von Beschäftigten mit Behinderungen für das Homeoffice, aber 39 Prozent der Berufe von Beschäftigten ohne Behinderungen.
- Von zuhause arbeiten zu können, das kann für Menschen mit Behinderung ein großer Push-Faktor sein, der die Barriere zum ersten Arbeitsmarkt senkt oder die Arbeit überhaupt erst ermöglicht. Die Vorteile der Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit, Pausenzeiten, medizinische Behandlungen zwischendurch haben für viele Menschen mit Behinderungen eine hohe Bedeutung. Auch der Vorteil, nicht mehr so oft zum Firmenstandort pendeln zu müssen und dadurch Zeit, Nerven und Geld zu sparen, ist gerade für mobilitätseingeschränkte Personen ein wesentlicher Punkt.
- Aber ebenso müssen die negativen Aspekte bedacht werden: Menschen mit Behinderungen, deren Arbeitsplatz am Firmenstandort aufwändig angepasst wurde, haben vielleicht zuhause nicht solch gute Arbeitsbedingungen. Vielen Menschen mit Behinderungen haben aufgrund von geringerem Zugang zu digitalen Medien und Equipment eine geringere digitale Fitness.
Methodik
Veröffentlicht: Januar 2023
Methodik: Der vorliegende Bericht stellt die Situation in Deutschland derjenigen in einigen ausgewählten angelsächsischen Ländern gegenüber, die teilweise auf eine lange Forschungstradition zu Inklusion und beruflicher Teilhabe zurückschauen können wie die USA und Kanada. Der Blick ins Ausland kann häufig neue Perspektiven eröffnen und innovative Impulse für die Arbeitsleben liefern.