Frauen mit Schwerbehinderung am Arbeitsmarkt
Die Studie der Aktion Mensch „Situation von Frauen mit Schwerbehinderung am Arbeitsmarkt“ untersucht erstmalig geschlechterspezifische Unterschiede bei der Teilhabe am Erwerbsleben.
Ausgewählte Ergebnisse
- Der Studie zufolge erhalten Frauen mit Behinderung für ihre berufliche Tätigkeit im Gruppenvergleich die niedrigste Entlohnung – auch in der Einkommenskategorie unter 1.000 Euro netto sind sie mit fast einem Drittel am häufigsten vertreten.
- Dabei zeigt sich auch unter den Arbeitnehmer*innen mit Behinderung ein eindeutiges geschlechtsspezifisches Lohngefälle: Im Durchschnitt verdienen weibliche Erwerbstätige mit Behinderung 667 Euro netto weniger pro Monat als ihre männlichen Pendants.
- Zudem fühlen sich Frauen mit Behinderung so sehr wie keine andere Gruppe von Aufstieg, Führung und freier beruflicher Gestaltung ferngehalten; gerade einmal jede Zehnte – der niedrigste Wert im Gruppenvergleich – arbeitet in einer leitenden Position. Und das obwohl sie stärker motiviert sind, in ihrer Karriere voranzukommen, als Männer mit Behinderung und ähnlich stark wie Frauen und Männer ohne Behinderung.
- Im Vergleich zu Männern gehen Frauen der Studie nach deutlich häufiger einer Teilzeitbeschäftigung nach. Dies gilt besonders für Frauen mit Behinderung: 37 % arbeiten in einer Teilzeitposition – die höchste Zahl unter allen befragten Gruppen.
- Auch sind die weiblichen Erwerbstätigen mit Behinderung in Partnerschaften stärker durch Haushalts- und Familienaufgaben belastet als ihr männliches Äquivalent. Rund ein Drittel ist mit der Aufgabenteilung nicht zufrieden und beklagt mangelnde Unterstützung.
- In Bewerbungsprozessen hat sich etwa die Hälfte aller Frauen mit Behinderung in der Vergangenheit bereits diskriminiert gefühlt und glaubt, aufgrund ihrer Behinderung auch seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen zu werden.
- Die Mehrheit der Arbeitnehmerinnen mit Behinderung schließlich beklagt eine hohe persönliche Stressbelastung – hervorgerufen etwa durch den zunehmenden Konkurrenz- und Leistungsdruck und die Angst, den errungenen Arbeitsplatz wieder zu verlieren.
Methodik
Veröffentlicht: 8. März 2021
Methodik: Die vom SINUS Institut im Auftrag der Aktion Mensch durchgeführte Studie verbindet eine bundesweite Repräsentativ-Befragung mit rund 2.000 Erwerbstätigen im Alter von 18 bis 64 Jahren mit elf leitfadengestützten Tiefeninterviews, die mit erwerbstätigen Frauen mit Schwerbehinderung der gleichen Altersspanne geführt wurden. Mit der Studie schließt die Aktion Mensch eine wissenschaftliche Lücke – es handelt sich dabei um einen erstmaligen systematischen Vergleich der Erwerbssituation von Frauen mit und ohne Schwerbehinderung im Verhältnis zu Männern mit und ohne Schwerbehinderung.